Elke Krätzig – EK Coaching

Das deutsche Gesundheitssystem ist Spitze. Wirklich?

Gern reise ich durch mir erreichbare und erstrebenswert erscheinende Länder. Schon immer. Ich kann mich gut erinnern, als ich noch als Studentin das erste Mal in Armenien weilte. 6 Wochen gaben Einblicke. Das Land begeisterte mit einer unglaublichen Bergwelt, mit dem Sewan-See und einer hochinteressanten Geschichte und vielfältigen Kultur, mit liebenswerten Menschen. Als ein Mitreisender erkrankte, lernte ich das erste Mal den Unterschied zwischen deutschen und armenischen Gesundheitswesen kennen. Ich begriff demütig, wie gut unser Alltag im Gesundheitswesen aufgestellt ist.

Ähnliche Erfahrungen wiederholten sich hinsichtlich der technischen Ausrüstung in dem ein oder anderen Land für mich später. Ob Ägypten, Großbritannien, Griechenland oder Frankreich – die Erfahrungen waren vielfältig. Ich erlebte allerdings ausnahmslos einfühlsame und engagierte Ärzte gerade auch in Ländern, in denen die Ausrüstung im klinischem Bereich nicht an unseren deutschen Standard heranreicht.

Wo sehe ich heute die Stärken des deutschen Gesundheitswesens?

  • In einem allgemein hohen technischen Standard.
  • Wir verfügen über gut ausgebildete Ärzte und medizinisches Personal. Noch.
  • Das Gesundheitswesen ist allgemein zugänglich, für die meisten über die gesetzliche Krankenversicherung, für einige über die private Krankenversicherung.
  • Ärzte und Kliniken sind (noch) für jeden in erreichbarer Entfernung vom Wohnort zu finden.
  • Die meisten Mediziner, die mir begegnen sind sympathische Mitmenschen, der alte Zopf von „Halbgöttern in weiß“ kommt in meinen Erinnerungen nicht vor.

Wo sehe ich die Schwächen unseres Gesundheitswesens?

  • Vielen Ärzten fehlt es schlicht an Zeit, um Patienten ausreichend gut zu beraten (gerade in kritischen Situationen). Das wird nicht besser durch neue Gesetzesvorstöße die Praxiszeiten verpflichtend zu verlängern.
  • Finanzielle Interessen sind durch Patienten schwer zu durchschauen, Operationen werden teilweise zu schnell von einigen Ärzten vorgeschlagen/ favorisiert. Warum?
  • Apparatemedizin in der Diagnostik wird gern eingesetzt. Sie bringt Ergebnisse schwarz auf weiß. Was sagt ein Röntgenbild über den Gesundheitszustand des Menschen aus. Klar, eine Fraktur ist abbildbar. Röntgen, MRT, CT, Szintigrafie, wenn kein radiologischer Befund nachweisbar ist, heißt das aber nicht, das es keine Ursachen für gesundheitliche Probleme gibt. Funktionale Funktionen können gestört sein, somatische Probleme Auslöser von Schmerzen sein, bzw. diese verstärken. Warum ist dieser Betrachtungsansatz nicht Standard in ärztlichen Praxen?
  • Deutschland ist Weltmeister im Knochengelenkersatz. Warum? Was ist die Ursache des Verschleißes? Ist einer Arthrose nur beizukommen, durch eine Operation, durch Hüft- / oder Kniegelenksersatz? Warum werden zu wenig konservative Methoden vorher angewendet, am besten mit dem Ziel die OP zu verhindern? Das Budget der Ärzte ist begrenzt. Physiotherapie aber ein möglicher und preiswerter Weg um Beschwerden zu lindern oder gar zu beheben. Was kostet systematische „Sparsamkeit“ den Einzelnen. Was kostet „Sparsamkeit“ dem deutschen Gesundheitssystem? Was kostet eine eventuell auch länger dauernde Physiotherapie im Verhältnis zu den Kosten einer Operation mit Nachfolge-Rehabilitation, Arbeitsunfähigkeitszeiten und der Belastung des Kranken durch die Operation? Warum treibt unser Gesundheitssystem mit Drohungen von Regress die Ärzte in Zurückhaltung bei sinnvollen Therapieansätzen?
  • Es gibt in Deutschland trotz modifizierter Gesetzeslage noch immer eine hohe Zahl von Menschen ohne Versicherungsschutz. Warum?
  • Es gibt viel zu viele Fälle von Menschen, die sich in unserem anerkannt guten System von Kliniken mit multiresistenten Keimen infizieren. Warum gelingt es zum Beispiel unserem Nachbarland Niederlande soiel besser mit dieser Herausforderung umzugehen?

Wie stehen alle meine unbeantworteten Fragen im Verhältnis zu den Überschüsse produzierenden gesetzlichen Krankenkassen?

Einige der oben skizzierten Fragen ärgern mich seit Jahren und zunehmend. Jeder neu im Amt bestätigte Gesundheitsminister den ich erinnere bringt mich nach ersten Statements leider immer zu der Schlussfolgerung: Oh, was soll das? Wem hilft das? Warum tut er/sie das. Und ich mache mir klar, dass es eine starke Lobby von Pharmaunternehmen, die Lobby der Krankenkassen, die Lobby der Privaten Krankenkasse, die Lobby großer Klinikketten gibt, die alle Einfluss nehmen auf politische Entscheidungen. Viel zu oft geht es um Profite von Wirtschaftsunternehmen. Bürokratie, Gesetze und Vorschriften sind teilweise nicht zeitgemäß, teilweise entstanden durch Einflüsse von Lobbyisten. Sie  stehen weisen Entscheidungen entgegen. Fehler in Gesetzen werden wiederum teilweise genutzt um Kosten zu sparen auf Kosten Kranker. Da braucht es starker Nerven, nicht zu verzweifeln.

Und so begleite ich Menschen trotzdem durch das System, suche Wege, die dem Einzelnen gerecht werden und dienen. Ich suche Wege trotz der Fehler des Systems. Das System kann ich nicht ändern – meine Kraft und Wissen investiere ich sehr bewusst in mein Angebot Gesundheits-Coaching.  

Was hilft? Pragmatisch weiter machen im Interesse der Bedürftigen. Anzuerkennen was ist, Wege zu suchen und zu finden, um Einzelne in komplexen gesundheitlichen Krisen auch durch das System zu begleiten. Dies immer im Interesse von Gesundwerdung und Gesunderhaltung.

Was treibt mich an und hilft mir, diese Wege zu gehen? Meinen Antrieb erhalte ich indem ich Menschen erfolgreich auf ihrem Weg der Heilprozesse begleite, den Fortschritten, die diese machen. Ärzte und Therapeuten helfen die Wege von Erkrankten und/ oder Verletzten gut zu begleiten. So bleibt meine Überzeugung, die optimierten Wege und die vielfältigen Kooperationen machen Schule.

Menschen, die im Gesundheitssystem arbeiten, haben fast immer sehr bewusst diesen Weg gewählt, weil sie Menschen helfen wollen. Das ist doch ein riesiges Pfund. Darin liegt schlussendlich die Stärke unseres Gesundheitssystems. Die vielen trotz allem engagiert arbeitenden Menschen in diesem unserem Gesundheitssystem.

Diese engagierten Ärzte, Therapeuten, Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Osteopathen, Funktionsdienste machen unser Gesundheitssystem exzellent. Aber auch die engagierten Heilpraktiker, Heilpraktiker für Psychotherapie die sich nicht entmutigen lassen, wenn sie angegriffen werden, sondern konzentriert auf einer Basis von großem medizinischen Wissen und vielfältigen Erfahrungen arbeiten und sehr gern mit aufgeschlossenen und hochqualifizierten Ärzten Hand in Hand arbeiten – auf diese Ihre Patienten verweisen, machen das Angebot in Deutschland besonders. Trotz verbesserungswürdiger gesetzlicher Bedingungen.